Regalware Versicherung: Warum die Zurich-Kaufland-Kooperation eine Win-Win-Strategie ist

Versicherung neben der Tiefkühlpizza? Zurich & Kaufland testen, was passiert, wenn Assekuranz zum Konsumgut wird. Embedded Insurance trifft FMCG – mit radikalen Folgen für Marke, Tarifierung und Schadenprozess. Eine Partnerschaft, die die Seele der Branche herausfordert. #VersicherungsTech #Embedded

Regalware Versicherung: Warum die Zurich-Kaufland-Kooperation eine Win-Win-Strategie ist

Die im Juli 2025 gestartete strategische Partnerschaft zwischen der Zurich Gruppe Deutschland und dem Handelsriesen Kaufland ist ein Paradebeispiel für die Weiterentwicklung des Embedded Insurance-Trends. Dieser innovative Vorstoß in den Lebensmitteleinzelhandel ist weit mehr als nur ein neuer Vertriebskanal; er ist eine spannende Chance, Versicherungen als zugängliches und kundenfreundliches Produkt neu zu definieren. Dieser zukunftsweisende Ansatz ebnet den Weg für eine Versicherungslandschaft, die sich flexibel an die sich ändernden Bedürfnisse der Verbraucher anpasst und traditionelle Konzepte wie Markenwert, risikogerechte Tarifierung und beratungsgestützten Verkauf auf positive Weise transformiert. Es ist eine mutige und vielversprechende Evolution für die gesamte Branche.

Vertrauen stärken und Reichweite maximieren: Eine Synergie von Marken

Die Details der Kooperation zeigen eine klare Vision: Die Zurich-Tochter DA Direkt bietet über eine gemeinsame Co-Branding-Webseite zunächst Tierkranken- und Zahnzusatzversicherungen für Kaufland-Kunden an, ergänzt durch einen attraktiven Einkaufsgutschein über 15 Euro als Willkommensgeschenk. Nach einer erfolgreichen Pilotphase sind weitere Produkte und Vertriebsaktivitäten geplant. Die strategische Stärke dieses Modells liegt in der intelligenten Übertragung von Vertrauen. Indem ein Versicherungsprodukt auf der etablierten Plattform eines Supermarktes angeboten wird, wird das bereits vorhandene Kundenvertrauen in die Marke Kaufland, die für Produkte des täglichen Bedarfs steht, auf die Versicherungsprodukte ausgeweicht. Die Versicherung wird nahtlos in das vertraute „Kaufland-Ökosystem“ integriert.

Das über Jahrzehnte und Jahrhunderte aufgebaute Markenkapital eines Versicherers wie der Zurich, das für Stabilität, Expertise und Verlässlichkeit steht, wird durch die Verbindung mit der starken Retail-Marke Kaufland strategisch erweitert. Für den Massenmarktkunden signalisiert die Aufnahme des Produkts ins Kaufland-Sortiment eine zusätzliche Qualitätsgarantie. Dies ist ein strategisch kluges Spiel: Es verspricht nicht nur eine enorme Reichweite, sondern bietet auch die Möglichkeit, die eigene Markenbekanntheit und Vertrauensbasis durch die Assoziation mit einem vertrauten Einzelhandelspartner zu stärken, ohne die Kernidentität des Versicherers aufzugeben. Statt einer Degradierung wird der Versicherer zu einem agilen Partner, der innovative Wege geht, um seine Produkte noch näher an den Kunden zu bringen.

Dieser Ansatz schafft zudem positive Impulse für die gesamte Wertschöpfungskette. Um im schnellen, nicht-beratenden Umfeld eines Online-Shops erfolgreich zu sein, müssen Versicherungsprodukte radikal einfach und transparent gestaltet sein. Dies fördert die Entwicklung von schlankeren Prozessen und leicht verständlichen Produkten. Komplexe Gesundheitsfragen werden durch optimierte, digitale Lösungen ersetzt, und eine effiziente, risikobasierte Tarifierung wird durch innovative Algorithmen ermöglicht, die eine schnelle und präzise Bewertung zulassen. Dies minimiert das Risiko der Antiselektion, da klare und transparente Angebote Kunden ansprechen, die einen unkomplizierten Abschluss bevorzugen. Die Fähigkeit des Versicherers zur präzisen Risikobewertung und -bepreisung wird dabei nicht geopfert, sondern durch neue Technologien und effizientere Prozesse ergänzt.

Noch vielversprechender sind die positiven Auswirkungen auf den Schadenprozess. Ein Kunde, der seine Versicherung bequem im Rahmen seines Wocheneinkaufs erworben hat, erwartet im Schadenfall eine ebenso einfache und reibungslose Erfahrung. Dies motiviert Versicherer, ihre Schadenabwicklungsprozesse zu optimieren und zu digitalisieren, um eine schnelle und unkomplizierte Bearbeitung zu gewährleisten. Jeder effiziente Prüfungsprozess minimiert potenzielle Kundenfrustration und stärkt das Vertrauen sowohl in die Marke des Versicherers als auch in die des Händlers – Kaufland. Die gesamte Logik der Assekuranz wird durch diese Partnerschaft bereichert, indem sie sich der kundenorientierten Effizienz des Einzelhandels öffnet und somit neue Standards setzt.

Handlungsimpulse für eine erfolgreiche Zukunft

Führungskräfte können ihre Ökosystem-Strategien durch diese Entwicklungen präzisieren. Eine klare Unterscheidung zwischen „High-Consideration“-Ökosystemen (z.B. Automotive, Immobilien), in denen Beratung und Marke weiterhin eine zentrale Rolle spielen, und „Low-Consideration“-Retail-Ökosystemen ermöglicht eine maßgeschneiderte Produkt-, Marken- und Schadenstrategie.

Sollte man sich für eine Retail-Strategie entscheiden, erfordert dies den Aufbau eines separaten, hochautomatisierten und „Retail-Ready“-Betriebsmodells. Dies umfasst:

  • Drastisch vereinfachte und intuitive Produkte, die sofort verständlich sind.
  • Vollautomatisierte Schadenprozesse mit extrem hohen Dunkelverarbeitungsquoten für maximale Effizienz.
  • Ein Servicemodell, das für hohe Volumina an Niedrigkomplexitäts-Interaktionen optimiert ist, um schnellen und unkomplizierten Support zu gewährleisten.

In den Verhandlungen mit mächtigen Retail-Partnern sollten zwei Punkte im Zentrum stehen, um eine echte Partnerschaft zu gewährleisten:

  1. Wie kann die Marke des Versicherers sichtbar bleiben und weiterhin eigenes Kapital aufbauen?
  2. Wer besitzt die Kundendaten und das Recht zur Kommunikation nach dem Erstabschluss, um eine nachhaltige Kundenbeziehung aufzubauen?

Diese Punkte sichern nicht nur die Rolle des Versicherers als wertvoller Partner, sondern auch die Möglichkeit, langfristige Kundenbeziehungen zu pflegen. Die jüngste Studie des InsurLab Germany zum Thema Embedded Insurance bietet hierfür zweifellos wertvolle strategische Grundlagen. Die Kooperation zwischen Zurich und Kaufland ist somit ein inspirierendes Beispiel dafür, wie traditionelle Branchen durch innovative Partnerschaften neue Wachstumschancen erschließen und die Zukunft gestalten können.

Quellen